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TURNFEST-TICKER 19 deseinheitlichen Bekleidungsvorschrift für einheitliche Kleidung der Spielmannszüge bis heute .
Musik ganz in Weiß
Die Musik- und Spielmannszüge in BTV und DTB begannen seit 1848 als " Turnertrommler und Hornisten " in Weiß mitzuwirken . Dies zunächst mit Trommeln , zur Betonung des Marschtaktes , und mit Hörnern bei Gefechtsübungen des " Wehrturnens " ( Exerzieren und Schießen ). Als sich die bayerischen Turner 1862 in München erstmals trafen , stand das organisierte Spielmannswesen noch nicht bereit . Wohl aber ein Jahr später , 1863 beim 3 . Deutschen Turnfest in Leipzig , wo " eine beeindruckende Schar von 300 Turnertrommlern den Festzug anführte ". Von da an wurde auch in Bayern die Verbreitung des Spielmannswesens in den Turnvereinen aufgenommen . Ab 1872 gab es dann auch in Bayern " Pfeifer und es bildeten sich Spielmannszüge , die zu dieser Zeit aus kleinen Einheiten mit vier Pfeifern und vier Trommlern und einem Stabführer bestanden ." sorgten für Staunen und Applaus . In Regensburg dekorierten städtische " Kunstgärtner " die genutzten Hallen , Säle und Zelte mit Blumen , Palmen und Büsten - schwer zu vergleichen mit dem modernen " Branding " der Veranstaltungsstätten heute . In offiziellen Ansprachen und Botschaften überschlugen sich Gastgeber und Gäste in der Beteuerung der großen Gemeinschaft , musikalisch oft begleitet durch schmissige Militärkapellen , die auch zur musikalischen Unterhaltung mit Festkonzerten , zum anschließenden Tanzbetrieb und zu den Massenübungen aufspielten . Und wenn dann , wie in Regensburg überliefert , das Turnfest in einem Volksfest endete , wo " Raketen (…) abgebrannt " wurden , der " Springbrunnen am Bismarckplatz bengalisch beleuchtet " war und in den Gaststätten der Stadt " Hochbetrieb " herrschte , dann war das Turnerglück vollkommen .
Andy G . Krainhöfner Ehrenamtsbeauftragter
" Turnuniform " im Wandel
Bis heute präsentieren sich Traditionsvereine , wie der Spielmannszug des TV 1894 Coburg-Neuses e . V ., noch immer gerne auch bei Festzügen in dieser weißen " Turneruniform ". Offiziell wurde diese Vorschrift jedoch bereits 1978 zum Deutschen Turnfest in Hannover bundesweit umgewandelt und " blaue Jacke , graue Hose " vorgeschrieben . Seit der deutschen Wiedervereinigung wurde aber auch dies aufgegeben , was dann die " optische Gemeinschaft von Zügen " beendete . Das Auftreten der " weißen Turnerheere " mit ihren Spielmannszügen beim Festzug war dann gelungen , wenn " aus fast allen Häusern es Blumen und Beifall regnete " - kein Vergleich also zu heutigen Festzügen durch mitunter menschenleere Straßen .
Feste hellen den Alltag auf
Immer stärker wurde auch der Wunsch , die Feste aus dem doch oft sehr tristen Alltag der Vereinsmitglieder herauszuheben . Dies wurde auch durch die oftmals negativen Begleiterscheinungen der Industrialisierung beschleunigt : Großes Bevölkerungswachstum und eine ausgeprägte Landflucht , zunehmende Umweltverschmutzung und überlange Arbeitszeiten ließen die Alltagssorgen bedrohlich wachsen . Also nahm man Stadtführungen und -besichtigungen ins Festprogramm auf , organisierte so genannte " Turnfahrten ", also Ausflüge zu Fuß , mit dem Fahrrad oder dem Bus , und lud zu geführten Wanderungen ein .
Anerkennung durch die Obrigkeit
Gut war es auch , wenn man wenigstens bei den Turnfesten den Eindruck bekommen konnte , dass " die Obrigkeit " die Turnerfamilie ohne Ansehen des Rangs oder der Herkunft anerkannte . Also füllte die politische Führung einer Turnfeststadt , wie die von Regensburg 1875 , ihre Gastgeberrolle mit willkommenen Empfängen für " die Turner und Amtsträger " aus , festliche Dekorationen