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16 160 JAHRE BTV SPEZIAL
Jeder , der sich mit Turnen beschäftigt weiß , dass beim männlichen Kunstturnen sechs Geräte zum Einsatz kommen – Boden , Pauschenpferd , Ringe , Sprungtisch , Barren und Reck . Die weiblichen Turnerinnen treten an vier Geräten gegeneinander an – Sprung , Stufenbarren , Schwebebalken und Boden .
Doch wie kam es überhaupt zur Verwendung dieser Geräte und wie haben sie sich im Laufe der Jahre entwickelt ? Zu diesem spannenden Thema wollen wir an dieser Stelle eine kleine Einführung geben .
Vorab wichtig zu erwähnen ist , dass die Entwicklung der Geräte auch gleichzeitig mit der Entwicklung des Turnsports an sich einhergehen , von dessen Fortschritten ausgelöst wurden oder ihrerseits Fortschritte im Turnsport ausgelöst haben . Die ersten Historiker , die sich mit der Geschichte der Turngeräte befassten , waren der Heidelberger Professor Dr . Karl Wassmannsdorff , der vor allem Beiträge in der Deutschen Turnzeitung ab 1875 verfasste , und Dr . Carl Euler , der bedeutendste Turnhistoriker seiner Zeit , der eine große Enzyklopädie über die Geräte und deren Entwicklungsgeschichte in den Jahren 1894 / 95 veröffentlichte ( J . Göhler / R . Spieth , Geschichte der Turngeräte , 1989 ).
Vorerst verband man das Gerätturnen allerdings nicht mit einem Leistungsaspekt ( dieser wurde sogar eher stark abgelehnt ), sondern es war mit dem „ Ziel der harmonischen Körperbildung “ ( Göhler / Spieth , 1989 ) eng verknüpft . Resultierend entstanden Wettkämpfe an Deutschen Turnfesten , erstmalig 1880 in Frankfurt am Main , mit dem sogenannten Zwölfkampf . Im Verhältnis 9:3 , mit jeweils Gerätturnen ( 9 ) und Leichtathletik ( 3 ) – was jedoch viel Kritik auslöste , da das Gerätturnen zu sehr im Vordergrund stand . Das fehlende Verlangen nach sportlichen Bestleistungen verlangsamte die Entwicklung der Turngeräte .
Erst viele Jahre später begann sich diese Einstellung zu ändern , denn beim Deutschen Turnfest 1923 in München startete erstmals ein eigener Gerät-Mehrkampf . Dies war der Startschuss für die Entwicklung besserer Turngeräte .
Nach starren Geräten war es an der Zeit , die Geräte so zu verbessern , dass diese sich mit dem „ schwunghaft-rhythmischen Turnen “ ( Göhler / Spieth , 1989 ) vereinigten – doch es mangelte noch an Kenntnissen über die einwirkenden Kräfte auf diverse Geräte .
Für einen genaueren Blick befassen wir uns im weiteren Verlauf uns mit drei Geräten , die sich über die Jahre besonders verändert haben : das Pauschenpferd , der Barren und der Schwebebalken .